Die Sinne der Vögel

03. Oktober 2018 | Vogelbücher | 0 Kommentare

Titelseite von "Die Sinne der Vögel" mit dem Kopf eines FlamingosDieses fein illustrierte Sachbuch ist von vorne bis hinten sachkundig geschrieben – wer hätte bei seinem Autor auch anderes erwartet. Aber das Bemerkenswerte ist: Es steckt voller persönlicher Erlebnisse an den Küsten von Wales, im Unterholz von Neuseeland, in den südamerikanischen Anden… Und es verbindet elegant unterhaltsame Forschergeschichten mit erstaunlichen Vogelgeschichten.

Alles rankt sich darum, wie Vögel die Welt mit ihren Sinnen erfassen. Genauer: was wir davon an ihrem Verhalten ablesen können, welche anatomischen Strukturen und verarbeitenden Prozesse damit verbunden sind.

Nicht jedes Detail ist auf Anhieb leicht zu verstehen, aber nicht jedes muss der Leser oder die Leserin verstehen.

Was kann der australische Kiwi?

Das Tolle an Die Sinne der Vögel ist, dass der Verhaltensforscher Tim Birkhead uns nahe bringt, wie Sinnesleistungen von Tieren zu ihrer ökologischen Nische passen. Zum Beispiel beim flugunfähigen Kiwi: Der ist nachts im Unterholz unterwegs und fast blind, doch sein Geruchsvermögen und sein Tastsinn sind viel besser entwickelt als beim Menschen. Er braucht daher keine guten Augen, um nachts ein paar Grillen zu schnappen.

Tim Birkhead, übrigens Professor für Verhaltensökologie an der Universität Sheffield, langweilt uns nicht mit dem Erklären von komplizierten Hirnstrukturen oder dem Aufbau von Sinneszellen. Er geht in der Regel vom Verhalten der Vogels aus, kommt auf die Geschichte der Erforschung – etwa des Sehvermögens – zu sprechen und erklärt dann zum Beispiel, was die großen Pupillen des nachtaktiven Waldkauzes bedeuten: hohe Lichtempfindlichkeit mit der er auch unter Bäumen und bei Dunkelheit jagen kann.

Hören, tasten und noch viel mehr

Birkhead weiß aus eigener Forschung, wie der Bartkauz – ausgestattet mit einem phantastischen Gehör – seine Beute fängt und erklärt daran, wie große Ohröffnungen und die Federchen im Gesicht, der sogenannte Gesichtsschleier, bei der Jagd zusammenspielen. Und wir erfahren ganz nebenbei, warum die Bartkauzohren nicht links und rechts an derselben Stelle sitzen, sondern asymmetrisch angebracht sind.

Beim Thema Tasten geht es unter anderem um den Brutfleck, jenen kahlen Hautbereich im Brustgefieder brütender Vögel, mit dem sie Körperwärme an die Eier abgeben können und mit Hilfe von Sensoren in der Haut auch messen, wie warm die Eier sind. Zudem können sie ertasten, wie viele tatsächlich im Nest liegen. Und das wiederum reguliert, wie viele Eier sie noch legen, um die artgemäße Gelegegröße zu erreichen.

Außer dem Sehen, Hören, Tasten, Schmecken, Riechen und dem Magnetsinn hat dieses Buch auch ein spezielles Kapitel zum Thema Gefühle. Keine schlechte Idee! Am Schluss wissen wir nicht wirklich, wie es ist, ein Vogel zu sein. Aber wir sind um viele Erkenntnisse reicher und … aus dem Staunen nicht herausgekommen.

Das Buch ist mit einem Glossar und vielen Quellenangaben untermauert. Das ermöglicht allen Interessierten, Sachverhalte nachzulesen und vielleicht auch die vornehmlich englischsprachigen Quellen mit eigenen aus Deutschland oder Osteuropa zu ergänzen.

Die Sinne der Vögel ist 2018 in 2. Auflage erschienen. Diese Neuausgabe mit flexiblem Umschlag enthält als Bonus den Link zur EBook Version. Das ist praktisch.

Die Sinne der Vögel
oder: Wie es ist, ein Vogel zu sein

Autor: Tim Birkhead
Verlag: Springer Berlin
Jahr: 2018 (2. Auflage)

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Abo-Werbung für den Blog "Flügelschlag und Leisetreter" mit einem Specht, ein Kunstwerk von M. Garff

Vogelthema gesucht?

Gut sortiert

5 von 782 Kommentaren

Alle sind vollständig unter dem zugehörigen Blogbeitrag zu lesen.

  • Elke Brüser zu Segler der AndenLiebe unbekannte Katja, da hast du mir mit deinem Kommentar heute Morgen aber große Freude geschenkt. Danke!
  • Katja Garni zu Segler der AndenHerzensDank für den so tiefgründigen Bericht ❣️ Ich liebe sie sehr die Könige der Lüfte … Und die Anden faszinieren mich schon geraume Zeit - WunderVolle Bilder und Erfahrungen teilst du mit uns teils…
  • Elke Brüser zu Rätselhafte MarmelenteDass die Chancen steigen, am Mittelmeer wieder öfter Marmelente zu beobachten, könnte auch daran liegen, dass es Wiederansiedlungsprojekte gibt, etwa auf Sizilien. Das erzählte mir gerade Jens Hering.…
  • achim zu Rätselhafte MarmelenteWas für eine Freude, dieser Artikel, vielen Dank! Ich hatte das Glück ein einzelnes Exemplar 2021 im S'Albufera Nationalpark zu entdecken. Damals war die Rückmeldung auf die Beobachtung zumeist: Muss…
  • Elke Brüser zu Raffinierte LandemanöverPrima, dass du dich zu dem Thema gemeldet hast. Als erfahrener Turmfalkenberinger kennst du dich ja aus. In einem ganz frühen Blogpost habe ich ein Foto von der Sitzstange verwendet: "Turmfalken mit A…

Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

Cookie Consent mit Real Cookie Banner