Das große Buch vom Vogelzug

Titel des Buches "Das große Buch vom Vogelzug" mit fliegenden WeißwangengänsenWohin verschwinden Zilpzalp und Nachtigall im Herbst? Woher kommen die Bienenfresser, die neuerdings bei uns brüten? Warum ziehen manche Vögel nachts und andere am Tag? Wer oder was sagt den Steinschmätzern eigentlich, wann sie sich aus der fernen Sahelzone aufmachen sollen, um rechtzeitig in ihren nordeuropäischen Brutgebieten anzukommen?

Diese und viele, viele andere Fragen beantwortet dieses Buch anhand der Ergebnisse aus jahrzehntelanger Forschung. Als Autor gibt es dafür keinen besseren als den Zoologen Franz Bairlein, dessen Forschungsschwerpunkt über Jahrzehnte der Vogelzug war und bis heute ist.

Was aus seinen Vorträgen und anderen Publikationen bekannt ist, zeigt sich übrigens auch hier: Franz Bairlein kann wunderbar erklären und macht es offenbar gern. Welchen Vorteil hat es zum Beispiel für die eine Vogelart, mehrere hundert Kilometer im Nonstop-Modus zu fliegen, während eine andere gut daran tut, immer wieder mal zu rasten und ernährungsmäßig aufzutanken? Was ist an der Zugrichtung einer Art angeboren und was wird erlernt? Welche Rolle spielen die Hormone? Was ist unter „Zugunruhe” zu verstehen und wie wird sie ermittelt? Schließlich, welche Rolle spielen Mikrochips in der modernen Vogelzugforschung?

Die Wissenschaft vom Vogelzug

Da der Autor nicht nur Professor an der Universität Oldenburg ist, sondern rund 30 Jahre lang Direktor des Instituts für Vogelforschung Vogelwarte Helgoland war, kann er in den Text viele griffige Beispiele von Vögeln einflechten, die er und sein Team im Wattenmeer oder auf der Felseninsel – beides wichtige Rastplätze für Vögel im Transit – untersucht haben. Natürlich war er auf der Spur der Zugvögel auch weltweit unterwegs und ist in diverse internationale Projekte eingebunden.

Das Buch wäre wohl nicht das, was es im Untertitel verspricht, nämlich eine umfassende Gesamtdarstellung, wenn nicht in einem Eingangskapitel die Geschichte und die Methoden der Vogelzugforschung beschrieben würden.

Rund 250 Pfuhlschnepfen fliegen im dichten Schwarm am Himmel.
Ziehende Pfuhlschnepfen im dichten Schwarmflug an der Wesermündung

Im nächsten Kapitel werden die Zugrouten von vielen der 250 heimischen Brutvögel vorgestellt, und zwar in der Art wie wir sie bereits aus dem Atlas des Vogelzugs (Franz Bairlein, Jochen Dierschke u.a., 2014 Aula) kennen. Auch Vogelarten, für die Deutschland ein Transitland ist oder – wie beim attraktiven Seidenschwanz – ein winterlicher Zufluchtsort, finden sich hier.

Spannend ist eine Übersicht im Anschlusskapitel, das die Frage beantwortet, wohin – global gesehen – die Vögel je nach Jahreszeit ziehen. Denn wer macht sich schon klar, welch eine Völkerwanderung da zweimal jährlich stattfindet, wobei die Strecken und sogenannten Auftankstationen vor Vogelfang, Abschuss, Pestiziden usw. viel besser geschützt werden müssten.

• 281 Vogelarten fliegen von Europa aus in die Tropen und im Frühjahr zurück. 322 Arten machen sich aus Nordasien im Spätsommer oder Herbst auf den Weg nach Süden, und 338 Arten von Nordamerika aus.
• Von der Südhalbkugel geht es für viele Arten ebenfalls in die Tropen, allerdings nordwärts. So fliegen 250 südamerikanische Vogelarten Richtung Äquator, desgleichen 132 südafrikanische Arten.
• Und auf dem australischen Kontinent sind es immerhin 34 Arten, die den Winter in wärmeren, äquatornahen Regionen verbringen.

Fragen über Fragen

Bis hierher habe ich von rund einem Drittel der 368 Seiten, der Kapitel und Inhalte des Buches berichtet. Ich fasse mich nun kurz. Die weiteren Abschnitte enthalten all das, was sich am besten mit dieser Woody Allen-Adaptation umreißen lässt:

Was Sie schon immer über den Vogelzug wissen wollten …
aber bisher nicht erfuhren.

Es geht in Das große Buch vom Vogelzug unter anderem um Pendel- und Schleifenzug, um Vertikalwanderungen und Teilzieher, um Zuggeschwindigkeiten und Zughöhen, die Auslöser und Steuerung des Zugverhaltens, Sonnen-, Sternen- und Magnetkompass, Schlag- und Gleitflug, und schließlich geht es um den Energiebedarf von Weitstreckenziehern wie Steinschmätzer oder Pfuhlschnepfe.

Wussten Sie,
dass sich in Anbetracht des bevorstehenden Zugs manchmal Organe verändern?
mit welchen Tricks Vögel solche ökologischen Barrieren wie die Alpen oder die Sahara überwinden?
wo in Deutschland viele Brutvögel aus dem hohen Norden überwintern?

Für alle, die mehr über den Vogelzug erfahren möchten, neugierig auf Details sind und Lust haben, sich auch in knifflige Forschungsthemen zu vertiefen, ist dieses Buch von Franz Bairlein genau das Richtige und eine Fundgrube. Es ist ohne Frage mit großer Fachkompetenz – ergänzt durch gute Fotos und zahlreiche erklärende Grafiken – geschrieben.

Das große Buch vom Vogelzug
Autor:  Franz Bairlein
Jahr:    2022
Verlag: Aula



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