Das große Buch vom Vogelzug

13. Januar 2023 | Vogelbücher, Wissenswertes | 0 Kommentare

Titel des Buches "Das große Buch vom Vogelzug" mit fliegenden WeißwangengänsenWohin verschwinden Zilpzalp und Nachtigall im Herbst? Woher kommen die Bienenfresser, die neuerdings bei uns brüten? Warum ziehen manche Vögel nachts und andere am Tag? Wer oder was sagt den Steinschmätzern eigentlich, wann sie sich aus der fernen Sahelzone aufmachen sollen, um rechtzeitig in ihren nordeuropäischen Brutgebieten anzukommen?

Diese und viele, viele andere Fragen beantwortet dieses Buch anhand der Ergebnisse aus jahrzehntelanger Forschung. Als Autor gibt es dafür keinen besseren als den Zoologen Franz Bairlein, dessen Forschungsschwerpunkt über Jahrzehnte der Vogelzug war und bis heute ist.

Was aus seinen Vorträgen und anderen Publikationen bekannt ist, zeigt sich übrigens auch hier: Franz Bairlein kann wunderbar erklären und macht es offenbar gern. Welchen Vorteil hat es zum Beispiel für die eine Vogelart, mehrere hundert Kilometer im Nonstop-Modus zu fliegen, während eine andere gut daran tut, immer wieder mal zu rasten und ernährungsmäßig aufzutanken? Was ist an der Zugrichtung einer Art angeboren und was wird erlernt? Welche Rolle spielen die Hormone? Was ist unter „Zugunruhe” zu verstehen und wie wird sie ermittelt? Schließlich, welche Rolle spielen Mikrochips in der modernen Vogelzugforschung?

Die Wissenschaft vom Vogelzug

Da der Autor nicht nur Professor an der Universität Oldenburg ist, sondern rund 30 Jahre lang Direktor des Instituts für Vogelforschung Vogelwarte Helgoland war, kann er in den Text viele griffige Beispiele von Vögeln einflechten, die er und sein Team im Wattenmeer oder auf der Felseninsel – beides wichtige Rastplätze für Vögel im Transit – untersucht haben. Natürlich war er auf der Spur der Zugvögel auch weltweit unterwegs und ist in diverse internationale Projekte eingebunden.

Das Buch wäre wohl nicht das, was es im Untertitel verspricht, nämlich eine umfassende Gesamtdarstellung, wenn nicht in einem Eingangskapitel die Geschichte und die Methoden der Vogelzugforschung beschrieben würden.

Rund 250 Pfuhlschnepfen fliegen im dichten Schwarm am Himmel.

Ziehende Pfuhlschnepfen im dichten Schwarmflug an der Wesermündung

Im nächsten Kapitel werden die Zugrouten von vielen der 250 heimischen Brutvögel vorgestellt, und zwar in der Art wie wir sie bereits aus dem Atlas des Vogelzugs (Franz Bairlein, Jochen Dierschke u.a., 2014 Aula) kennen. Auch Vogelarten, für die Deutschland ein Transitland ist oder – wie beim attraktiven Seidenschwanz – ein winterlicher Zufluchtsort, finden sich hier.

Spannend ist eine Übersicht im Anschlusskapitel, das die Frage beantwortet, wohin – global gesehen – die Vögel je nach Jahreszeit ziehen. Denn wer macht sich schon klar, welch eine Völkerwanderung da zweimal jährlich stattfindet, wobei die Strecken und sogenannten Auftankstationen vor Vogelfang, Abschuss, Pestiziden usw. viel besser geschützt werden müssten.

• 281 Vogelarten fliegen von Europa aus in die Tropen und im Frühjahr zurück. 322 Arten machen sich aus Nordasien im Spätsommer oder Herbst auf den Weg nach Süden, und 338 Arten von Nordamerika aus.
• Von der Südhalbkugel geht es für viele Arten ebenfalls in die Tropen, allerdings nordwärts. So fliegen 250 südamerikanische Vogelarten Richtung Äquator, desgleichen 132 südafrikanische Arten.
• Und auf dem australischen Kontinent sind es immerhin 34 Arten, die den Winter in wärmeren, äquatornahen Regionen verbringen.

Fragen über Fragen

Bis hierher habe ich von rund einem Drittel der 368 Seiten, der Kapitel und Inhalte des Buches berichtet. Ich fasse mich nun kurz. Die weiteren Abschnitte enthalten all das, was sich am besten mit dieser Woody Allen-Adaptation umreißen lässt:

Was Sie schon immer über den Vogelzug wissen wollten …
aber bisher nicht erfuhren.

Es geht in Das große Buch vom Vogelzug unter anderem um Pendel- und Schleifenzug, um Vertikalwanderungen und Teilzieher, um Zuggeschwindigkeiten und Zughöhen, die Auslöser und Steuerung des Zugverhaltens, Sonnen-, Sternen- und Magnetkompass, Schlag- und Gleitflug, und schließlich geht es um den Energiebedarf von Weitstreckenziehern wie Steinschmätzer oder Pfuhlschnepfe.

Wussten Sie,
dass sich in Anbetracht des bevorstehenden Zugs manchmal Organe verändern?
mit welchen Tricks Vögel solche ökologischen Barrieren wie die Alpen oder die Sahara überwinden?
wo in Deutschland viele Brutvögel aus dem hohen Norden überwintern?

Für alle, die mehr über den Vogelzug erfahren möchten, neugierig auf Details sind und Lust haben, sich auch in knifflige Forschungsthemen zu vertiefen, ist dieses Buch von Franz Bairlein genau das Richtige und eine Fundgrube. Es ist ohne Frage mit großer Fachkompetenz – ergänzt durch gute Fotos und zahlreiche erklärende Grafiken – geschrieben.

Das große Buch vom Vogelzug
Autor:  Franz Bairlein
Jahr:    2022
Verlag: Aula

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Vogel gesucht?

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Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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