Im Februar fasziniert mich in Brandenburg manchmal diese verschwommene Winterlandschaft und manchmal das sonnige Kontinentalklima.
Aber, und ganz unabhängig vom Wetter: Bevor die meisten Singschwäne wieder zu ihren Brutgebieten in Richtung Polarkreis fliegen, stehen die Chancen gut, ihren sehr speziellen Gesang zu hören. Denn die Paare beginnen bereits mit der Balz und „singen“ dann besonders viel.
Naturschutzorganisationen bieten diverse Exkursionen an, Feldornithologen sind unterwegs. Man feiert die „Singschwantage“, zum Beispiel in Criewen an der Oder. Allerdings lieben die Schwäne, die nicht überall auf der Welt geschützt sind, eine gewisse Distanz … ein gutes Fernglas ist daher nützlich.
Singende Wintergäste
Die Lautäußerungen haben schon viele versucht zu charakterisieren: glockenartig, melancholisch, wie Posaunentöne. Aber man sollte die mächtigen und doch eleganten Tiere selbst hören, am besten bei Frost, wenn der Schall weit trägt. Der Singschwan, der heute in der Fachwelt als Cygnus cygnus geführt wird, hatte bei Alfred Brehm übrigens noch Musik im lateinischen Namen und hieß Cygnus musicus.
Sein spezieller Gesang entsteht, weil die Luftröhre besonders lang ist, viel Volumen bietet und übrigens wie bei Kranichen in das Brustbein eingebettet ist. Dadurch erzeugt der weiße Vogel an Wintertagen verwunschene Klänge.
Aber ohne Höcker
Wer sich nicht auskennt, verwechselt Singschwäne leicht mit Höckerschwänen, die bei uns ganzjährig leben. Allerdings tragen Singschwäne ihren Hals aufrechter, weniger gebogen. Das Gefieder der adulten Schwäne ist bei beiden Arten strahlend weiß, der Hals 70 – 80 cm lang, ihr Größenunterschied nicht auffällig und wenn die Tiere im seichten Wasser kopfüber gründeln, ist auch das simpelste Unterscheidungsmerkmal verborgen: der Schnabel. Bei Singschwänen ist er leuchtend gelb, bei Höckerschwänen orange-rot. Außerdem ziert die männlichen Tiere ein schwarzer Höcker über dem Schnabel. Bei weiblichen Höckerschwänen ist er jedoch weniger prominent.
Vom Polarkreis zu uns
Ende Oktober landen die ersten Singschwäne in der norddeutschen Küstenlandschaft, bevölkern die mecklenburgische Boddenregion oder ziehen entlang der Flüsse ins Binnenland. „Die Schwäne brauchen offene Wasserflächen für die Gefiederpflege und als Schlafplatz“, erzählte mir letztes Jahr der Biologe Nico Stenschke, der an der Universität Halle seine Bachelor- und seine Masterarbeit über die Singschwäne verfasst hat. Bei den „Singschwantagen“ in Criewen ist er am 11.2.2017 mit einem Vortrag vertreten.
Sicher wird er erklären, warum immer mehr Singschwäne bei uns überwintern. Und wie er herausgefunden hat, wo unsere Wintergäste den Sommer verbringen. Sie kommen aus dem hohen Norden, manche von jenseits des Urals.
Tags tagsüber sieht man Singschwäne derzeit meist auf den Feldern, wo sie Maisreste und Winterraps fressen. An solchen Ackerpflanzen knabbern Schwäne vor allem, wenn die Flussufer vereist sind und sie beim Gründeln nicht an Wasserpflanzen wie Seegras und Laichkraut kommen.
Allen, die sich aufmachen, die Singschwäne zu sehen, gebe ich den Rat, die Tiere nicht zu stören. Kalte Winter sind eine anstrengende Zeit für die schneeweißen Vögel. Auch muss man nicht unbedingt zu den „Singschwantagen“ nach Criewen. Das Nationalparkhaus Unteres Odertal hat auch an anderen Tagen geöffnet, und ich habe mich letztes Jahr gefreut, wie gut man dort jederzeit die Besucher informiert.
Singschwan | Cygne chanteur | Whooper swan | Cygnus cygnus
Und ich dachte immer, was schreien die denn so?
Das ist also der berühmte Schwanengesang, so kann man also bei dir dazulernen. Wie schön.