Der Zwergspint ist der kleinste unter den farbenprächtigen Bienenfressern – auch Spinte genannt.
Aber was für ein Zwerg: Faszinierend seine oberseits türkis-blau gerahmten Augen, diese freche gelbe Kehle und der bedrohlich wirkende Augenstreif, der vom Schnabel bis zum Hinterkopf zieht.
Den dunklen Streifen kennen wir vom Neuntöter und anderen Würgen; wobei deren Name schon verrät, was man von ihnen zu erwarten hat.
Zugvögel und Standvögel
Bienenfresser sind Insektenjäger, die Erdhöhlen nutzen – meist in einem stabilen Steilufer angelegt –, um ihre Jungen auszubrüten und groß zu ziehen.
Der auch bei uns heimische Europäische Bienenfresser verbringt die kalte Jahreszeit im südlichen Afrika. Da war er auf meiner Namibiareise im August 2019 allerdings noch nicht angekommen. Doch ich traf dort am Rand der trockenen Baumsavanne seinen kleinsten Verwandten, den Zwergspint.
Der Zwergspint verbringt das ganz Jahr südlich der Sahara und verschiebt seinen Aufenthaltsort nur dann, wenn das Klima und das Nahrungsangebot es erfordern. Er ist also kein Zugvogel, sondern ein Standvogel.
Zur Familie der Bienenfresser (Meropidae) gehören mehr als zwei Dutzend Vogelarten. Alle sind schlank und faszinieren durch ihr leuchtendes Gefieder. Blaugrün, Grün, Orange und Rot sind die vorherrschenden Farben.
Ihr Schnabel ist lang und leicht nach unten gebogen, sehr kurz sind die Füße. Das passt zu dieser Vogelfamilie, die fast nie auf den Beinen unterwegs ist, sondern meist auf einem Zweig, dem Ansitz, hockt und von dort aus nach Beute späht, die dann im Flug geschickt geschnappt wird.
Und wie ihr Name verrät, haben es die Bienenfresser – manchmal auch Bienenesser genannt – besonders auf Bienen, Wespen und Hummeln abgesehen. Aber auch andere Insekten wie Ameisen, Käfer und Wanzen stehen auf ihrem Speiseplan.
Im Caprivi-Streifen
Den Zwergspint, vom Schnabel bis zur Schwanzspitze nur etwa 16 cm lang, entdeckt man im Nordosten Namibias, in der Region Caprivi¹ (Caprivi Strip), relativ häufig. Dieser schmale Landstreifen grenzt im Norden an Angola und Sambia, im Süden an Botswana und im Osten an Simbabwe. Die Gegend hat es, was die Flora und Fauna angeht, in sich.
Denn nahe der großen Flüsse, Kwango, Okavango und Sambesi, die hier durchziehen und die letztlich die Victoriafälle von Zimbabwe mit Wasser versorgen, ist das Land fruchtbar, zeitweise sehr nass und der Baumbestand beachtlich. Vielfach dominieren Mopane-Bäume.
Die Feuchtigkeit fördert die Insektenvielfalt und damit auch das Malariarisiko. Allerdings ist hier im Sommer die Regenwahrscheinlichkeit minimal, und von den Anophelesmücken war auf meiner Tour nichts zu sehen und kein Summen zu hören.
Meist paarweise unterwegs
Der Zwergspint ist unter den Bienenfresser etwas Besonderes, weil er nicht in Kolonien lebt und brütet – wie etwa der Weißstirnspint und fast alle anderen Artverwandten –, sondern uns als Paar oder als Einzelgänger begegnet. Und ihre Eier legen die kleinen Spinte nicht nur in Gänge, sogenannte Brutröhren, die am Steilufer oder auf Sandbänken anlegt werden, sondern diese Art nutzt auch die Eingänge von Erdhöhlen, die Erdferkel gebaut haben.
Lichte Baumsavannen in der Nähe von Flüssen sind das bevorzugte Habitat der Zwergspinte. Denn sie können hier mit Insekten rechnen und zudem für die Jagd niederes Buschwerk oder Zweige als Ansitz nutzen. Von dort haben sie gute eine Übersicht und können sich auf Insekten stürzen.
Besonders scheu sind die hübschen Kerle und ihre ebenso hübschen Gattinnen nicht. Und wenn sie von ihrem Ansitz auffliegen, kehren sie meist rasch dorthin zurück.
¹ Das schmale Anhängsel an Namibia kam durch jenes Tauschgeschäft zustande, bei dem 1890 durch den Sansibar-Vertrag die ostafrikanische Insel Sansibar an Großbritannien ging und Helgoland sowie dieser afrikanische Landstreifen an Deutschland – Namibia war damals die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Seinen Namen verdankt das Gebiet dem Nachfolger von Otto von Bismarck, dem Reichskanzler Leo von Caprivi.
Zwergspint | Guêpier nain | Little Bee-Eater | Merops pusillus
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