Einige Vogelfreunde und Vogelfreundinnen haben mich schon gefragt, wie es denn meinen Lieblingen unter den Weißstörchen Tristan und Isolde geht – speziell ihrem Nachwuchs von 2018. Und natürlich habe ich ihren Horst im Süden von Berlin den Sommer über einige Male besucht. Vorweg: Alles in Ordnung trotz der Trockenheit und Hitze! Aber ein storchentypisches Drama gab es auch.
Mitte Juli sind die Storchenkinder meist so weit, dass sie ihre Flugfähigkeit trainieren. Dazu gehört es, die Flügel zu stretchen – mal rechts, mal links – und beide Flügel weit auszubreiten.
Gefährliches Manöver
Die Flügel zu testen, das ist manchmal ein gefährliches Manöver. Denn im Storchennest von fast ausgewachsenen Jungvögeln ist nicht mehr viel Platz. Und wenn unvermittelt ein Lüftchen vorbeikommt, verlieren die Füße den Halt, und der junge Storch – ungeübt und überrascht – stürzt womöglich ab.
Genau das ist wahrscheinlich passiert, wie ich von den freundlichen Nachbarn der Scheune, wo Tristan und Isolde zunächst vier Junge durchgefüttert hatten, ganz zufällig erfuhr. Kurz nach dem Sturz in die Tiefe ist der Jungstorch gestorben und fand ein Grab in des Nachbarn Garten.
Balance finden
Die anderen drei Jungstörche üben derweil kräftig weiter. Nachdem der eine seine Muskeln und die Balance trainiert hatte, tat es ein anderer. Der dritte junge Weißstorch war wahrscheinlich noch nicht ganz so weit. Und gut zu erkennen ist, warum ich von einem riskanten Manöver spreche.
Nach der Springerei waren die Drillinge offenbar hungrig. Vermutlich hatten sie auch gesehen, dass sich ein Elternteil aus der Ferne annäherte. Jedenfalls standen alle die drei Jungvögel sehr aufmerksam am Nestrand. Und ihr Futterspender kam angeflogen!
Wie immer verschwanden Hälse und Schnäbel kurz darauf im Nest. Denn das fütternde Elterntier würgt die mitgebrachten Lebensmittel hoch und speit sie auf den Nestboden.
Die Fütterung dauerte nur wenige Minuten. Dann hob Adebar schon wieder ab und flog davon.
Wenn ich das nächste Mal für die Familie von Tristan und Isolde Zeit habe, sind sie sicher schon mit großräumigen Ausflügen – als Vorbereitung für ihren Abzug gen Süden – beschäftigt. Ich bin gespannt.
Weißstorch | Cigogne blanche | White stork | Ciconia ciconia
Und gestern Abend war ich endlich wieder am Horst von Tristan und Isolde. Kein Storch auf einem der Dächer ringsum. Laut NABU sind sie am 12. August 2018 abgeflogen. Gute Reise!
Was für eine tolle Foto-Serie!! Ich bin wieder einmal begeistert und klüger als zuvor.
Danke!!