Und wo bleibt ER?

Junger Habicht sitzt auf einem Ast und wir sehen seine Unterseite mit der dunklen tropfenartigen Fleckung. Das Auge ist auf ich gerichtet, der Schnabel geschlossen.
Verborgen im Geäst

Kürzlich besuchte ich den Habichthorst in Berlin, wo 2017 drei Junge groß geworden waren. Vielleicht war ja das Paar aus dem Vorjahr wieder da … Denn schon Ende Januar kommen Habichte in Fortpflanzungsstimmung. Doch ich musste feststellen: Der Sturm im Oktober 2017 hatte den alten und schon mehrfach genutzten Horst zerstört. Beim zweiten Besuch des Geländes überraschte mich dann ein rufender Habicht, der offenbar nicht abgeneigt war, hier zu brüten.

Nur zu hören

Aber der Reihe nach: Die Sonne schien endlich und im meist grau-trüben Januar hatte ich bereits viel Schreibtischarbeit erledigt. Also raus, und nach den Habichten schauen. Doch ich war zunächst nicht erfolgreich.

Eichelhäher sitzt mit gesträubter Haube (Fdern auf dem Kopf aufgestellt) auf einem Ast hinter den Nadelblättern einer Zypresse.
Auch der Eichelhäher spielt mit mir ein Versteckspiel

Eine Amsel warnte im Gebüsch und ein Eichelhäher machte von Zeit zu Zeit Lärm. Außerdem waren Kohl- und Blaumeisen aller Orten. Aber weder ließ sich das Buntspechtpaar blicken, das mir zuletzt mit rasanten Flügen aufgefallen war, noch ein Habicht.

Ich wollte grade gehen, da hörte ich die charakteristischen Rufe des Greifs: kja-kja-kja- …

Aber ihr glaubt nicht, wie lange ich erfolglos um die beiden Nadelbäume herumstreifte, in denen der Kerl sitzen musste. Ich sah ihn einfach nicht. Immerhin machte ich ein Video vom Habicht-Baum und nahm die Stimme auf, die der Wind leider verrauscht hat. Kurz darauf flog der Greif weg.

Und so ging ich nochmals zum Eichelhäher, der schon wieder lärmte und gut verborgen im Geäst saß. Es dauerte allerdings nicht lange, da hörte ich erneut die herben, sehr charakteristischen Habichtrufe, sah ihn anfliegen und ganz nah in einem mächtigen Nadelbaum landen. Doch obwohl er immer wieder rief, entdeckte ich ihn lange nicht.

Grüne Wipfel einer Douglasie mit ihren kleinen goldbrauen Zapfen vor blauem Himmel.n
Irgendwo in der Douglasie

Endlich entdeckt

Es war zum irre werden: So laut das Geckern über mir, aber der Produzent blieb in der dichten Baumkrone verborgen. Ich umkreiste die benachbarten Bäume, richtete nochmals mein Fernglas in die Wipfel – und endlich sah ich ihn, rund 25 m über mir. Es war ein junger Habicht, denn seine Unterseite ist tropfenförmig gemustert und nicht quergestreift wie beim erwachsenen Vogel.

Habicht sitzt auf dem Ast einer Douglasie; deutlich die dunkle tropfenartige Fleckung auf der hellen Unterseite.
Der junge Habicht mit seiner tropfenartig gefleckten Unterseite.

Weil das Gefieder anfangs einen rötlichen Schimmer hat, werden Habichte im ersten Lebensjahr auch Rothabicht genannt.

Der junge Kerl rief unablässig. Doch leider hatte ich mein externes Mikrophon zu Hause gelassen. In der folgenden Fotoserie erkennt man jedoch, wie dabei der Schnabel auf- und zugeht.

Kein Kerl

Und schließlich sah ich noch etwas: seinen Ring. Die eingravierte Ziffer konnte ich Norbert Kenntner, Habichtexperten vom NABU in Berlin, nennen und der freute sich, auf einen Jungvogel aus der letzten Saison zu stoßen. Und es ist kein Kerl, sondern ein Weibchen, das er am 25. Mai 2017 beringt und vermessen hatte: 960  Gramm Gewicht und 170 mm Flügellänge. So lernte ich ganz nebenbei: Die geckernden Balzrufe machen nicht nur die Männchen, sondern auch die Weibchen.

Zum Schluss noch diese Videoaufnahme. Wieder keine Toptonqualität, aber sie reicht vermutlich, um sich die extreme Lautgebung des Habichts, der außerhalb der Balzzeit ein stiller Vogel ist, einzuprägen.

Und jetzt heißt es abwarten, ob sich in diesem Parkgelände ein neues Paar bildet oder ob das letztjährige noch kommt, seinen Brutplatz behauptet und mit der Horstrekonstruktion beginnt.

Habicht | Autour des palombes | Goshawk | Accipiter gentilis

 



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