Ästlinge in der Douglasie

Jungvogel schlägt mit den Flügeln. Man sieht die Lücken im Gefieder.
Bereits eine beachtliche Flügelspannweite, aber das Gefieder ist noch ausbaufähig.

Heute wollte ich eigentlich von der himmlischen, blau-weißen Lasurmeise berichten, die ich in Weißrussland nisten sah. Aber sie muss warten. Denn gerade haben die Habicht-Drillinge den Horst verlassen und sich mutig ins Astgewirr der Douglasie begeben… unter dem Kontrollblick ihrer Mutter. Ich war unglaublich fasziniert.

Schon am 2. Juni war eines der Jungen besonders neugierig am Horstrand unterwegs, hüpfte flügelschlagend auch schon auf einen Ast ganz nah am Horst und übte seine weiten Schwingen. Als ich jetzt, zwei Tage später, wieder vor Ort war, gab es in der Abendsonne noch viel mehr Bewegung im Horst: Zunächst rauschte die Mutter herbei und atzte die Jungen. Allerdings war sie in der hohen Kiefer so versteckt, dass ich nur ihr Hinterteil und ein bereits sattes Junges mit der Kamera einfangen konnte.

Links sitzt die Habichtmutter, rechts auf dem Horstrand das Junge, das bereits satt ist.
Ein Jungvogel ist schon satt. Zwei werden noch geatzt.

Aber danach wurden die Drillinge richtig munter: der tagsüber anhaltende Regen war überstanden und der Bauch gefüllt. Alle drei ließen sich am Nestrand blicken, schlugen mit den Flügeln und leisteten sich sogar ein putziges Gerangel. Das kleinste der Geschwister, ganz rechts auf dem Foto, verschwand danach wieder in der tiefer liegenden Nestmulde.

Drei junge Habichte auf dem Horstrand, einer schlägt mit den Flügeln.
Die Drillinge sind durchgefüttert und stehen auf dem Horstrand.

Die beiden weiter entwickelten Habichtjungen verließen schließlich hüpfend, kletternd und flügelschlagend den Horst und hielten sich mit ihren kräftigen Krallen im Geäst gut fest. Sobald sie dort rund um den Horst sitzen, werden sie „Ästlinge“ genannt.

Verborgen im Geäst der Kiefer sitzen zwei Junghabichte.
Zwei Ästlinge sitzen gut verborgen im Geäst der Douglasie über dem Horst.

Vom Baby zum Rothabicht

Diese Berliner Junghabichte sind jetzt rund eineinhalb Monate alt und verlieren gerade ihren weiße Flaum. Aus dem flauschigen „Baby“habicht entwickelt sich allmählich der „Rothabicht“. Das Gefieder wird bereits cremefarben und bekommt eine dunkle, tropfenförmige Längsstrichelung. Dazu schreiben die Autoren der Bildbands „Der Habicht“ (S. 19):

Das Jugendkleid das Habichts unterscheidet sich vom Alterskleid durch seine rotbraune Grundtönung, weshalb man die jungen Habichte in der Jägersprache auch „Rothabichte“ nennt. Bauch und Brust sind nicht quergebändert wie bei den Altvögeln, sondern zeigen eine tropfenartige braune Längsstrichelung auf hellbraunem Grund.

Und was treibt das muntere Volk? Auf einem Ast sitzend, schauen die Jungen viel in der Gegend herum, hüpfen flügelschlagend zurück zum Nest oder putzen sich ausgiebig. Dieser Ästling sieht selbst immer wieder neugierig seinen davonfliegenden weißen Flaumfedern hinterher. Teilweise bleiben die Federchen an den langen Nadeln der Douglasie hängen.

Junghabicht auf einem Ast. Flaumfederchen ängen in den langen Kiefernadeln.
Flaumfedern fliegen hoch und hängen an den Nadeln der Douglasie.

Die Neugier und das Interesse an der Umgebung ist beeindruckend und immer wieder muss ich schmunzeln: Lässt sich eine Nebelkrähe hören, lauschen sie in deren Richtung, fliegt ein Rettungshubschrauber in der Nähe vorbei, geht der Kopf hoch, wechsele ich meinen Standort, schauen sie neugierig herunter. Aber sicher bemerken sie nicht, wie ich mir mit Stativ und Fotokamera den Hals verrenke, und auch nicht, dass mir beim anhaltenden Blick in die knapp 20 Meter Höhe fast schwindelig wird.

Ästling biegt den Kopf und schaut nach unten zu mir.
Auch ich bin von Interesse.

 

Alles unter Kontrolle

Nachdem ich lange nach oben gestarrt hatte und damit beschäftigt war, zwischen den Zweigen die beste Lücke zum Fotografieren zu finden, besuche ich die Mutter der Drillinge. Sie sitzt die ganze Zeit relativ lässig und doch aufmerksam in der benachbarten Birke. Von dort hat sie einen perfekten Blick auf das mobile Jungvolk …

Habichtmutter sitzt auf dem Ast einer Birke und schaut Richtung Horst.
Wachsamer Blick zu den jungen Ästlingen

Als die Sonne schon langsam verschwindet, flattert schließlich auch der umtriebigste der Rothabichte zurück auf den Horst. Ich packe meine Sachen, winke der Habichtmutter zu – die mir seit Februar fantastische Einblicke in das Habichtleben ermöglicht hat – und mache mich auf den Heimweg. Ich fühle mich euphorisiert. Das ist nicht übertrieben.

Junghabicht steht auf einem Ast. Ring gut lesbar. Sein Fuß ist hochgezogen.
Beringter Ästling – und der Fuß ist hochgezogen, wie bei den Alten.
Junghabicht schaut zu mir.
Junghabicht schaut zu mir. (Fotos zum Vergrößern einfach anklicken.)

 

Dies war gewissermaßen mein Pfingst-Highlight. Und ich danke dem NABU-Greifvogel-Team, dass es die Drillinge beringt hat. Was übrigens nicht ganz ohne ist, denn der Beringer muss hoch in die Baumwipfel steigen und sich vor der Habichtmadame in Acht nehmen.

Im letzten Jahr kam sie früh von einem Beuteflug zurück und hat den ungebetenen Gast ordentlich attackiert – sogar heftigst gezwickt.

Zum Abschluss diese Fotos, auf denen man nicht nur den Ring erkennt, sondern auch sieht, dass schon die jungen Vögel gerne ein Bein hochziehen und auf nur einem stehen. Allerdings ist ihr Gefieder noch nicht so dicht, dass der Fuß darin weitgehend verschwindet. Macht nichts, kommt noch.

 

Habicht | Autour des palombes | Goshawk | Accipiter gentilis



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