In Deutschland brüten heutzutage wieder über 500 Fischadlerpaare, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern zwischen Elbe und Oder. Eines von ihnen konnte ich jetzt, zu Beginn der Brutsaison, im Naturpark Nuthe-Nieplitz beobachten. Das Paar besetzt seit Jahren den angebotenen Horst auf einem der vielen Fischteiche. Besonders gestaunt habe ich über die mehrmaligen Fischfangbemühungen dieser sehr speziell ausgerüsteten Adler.
Fischadler ernähren sich von … Fisch. Da muss es ihnen schon äußerst schlecht gehen, wenn sie mal einen Frosch ergreifen und verzehren.
Filme von der Fangmethode des Fischadlers, die mal mehr mal und weniger erfolgreich ist, haben mich immer fasziniert.
Diesen Greifvögeln dabei draußen zu zusehen, etwa von einem Beobachtungsstand aus, ist aber etwas ganz Anderes.
Bei der ersten Attacke, die ich von diesem Beobachtungsstand aus sah, kam der Fischadler – übrigens eine Adlerdame – mit mächtigen Schwüngen angesegelt und rüttelte dann über dem Wasser; wie ein Turmfalke über einem Acker. Das ist ein typisches Verhalten des vergleichsweise kleinen Adlers, den man an seiner hellen Unterseite recht gut erkennen kann. (Übrigens: Wie immer könnt ihr die Fotos vergrößern, wenn ihr sie anklickt. Manchmal gibt es eine, manchmal zwei Vergrößerungsmöglichkeiten.)
Aber die Aktion war nicht erfolgreich, der Adler startete durch und flog in weitem Bogen davon.
Weißbauch mit Wendezehe
Zu den verschiedenen Namen, die Alfred E. Brehm beim Fischadler aufzählt, gehört darum neben „Flussadler“ auch „Weißbauch“. Den weißen Bauch sieht man bereits oben in der Fotoserie, aber natürlich viel besser in dieser Zeichnung.
Weitere Merkmale dieses fischenden Adlers sind sein auffällig kleiner Kopf und ein Schnabel mit sehr stark gebogenem Haken.
Und dann diese außergewöhnlichen Füße: Sie sind kräftig und mit bläulichen Schuppen versehen.
Außerdem haben die Zehen lange Krallen, so dass der Fischadler den Fisch, der zu nah an die Wasseroberfläche kommt, besonders gut packen und transportieren kann.
Dabei hilft ihm auch, dass nicht nur eine von den vier Zehen nach hinten weist – wie das üblich ist.
Der „Weißbauch“ kann eine zweite Zehe von vorne nach hinten bewegen, also gewissermaßen wenden, und dadurch seine Beute im Zangengriff packen und halten – also mit zwei Zehen von vorne und zwei Zehen von hinten.
Nächster Versuch
Nachdem die erste Attacke nicht erfolgreich war, rauschte die Adlerdame wenig später über ein Dutzend Kraniche hinweg erneut heran. Aber der anvisierte Fisch war offenbar wieder zu schnell abgetaucht. Sie flog ohne Beute über den See und davon.
Das ist nicht verwunderlich, denn während beim Turmfalken etwa 55% der Beuteflüge erfolgreich sind, sind es beim Fischadler gerade mal 30%. Direkt vor meiner Nase beobachtete ich offenbar die zwei missratenen, bevor der dritte gelang… So macht man sich Statistik leicht.
Aber nicht nur für die Fischadler lohnt es sich, dran zu bleiben und nicht locker zu lassen – sondern auch für Fotografinnen. Als ich schon von der Beobachtungshütte heruntergestiegen war, einer Rohrammer zuhörte und gerade gehen wollte, rauschte ein „Weißbauch“ vom Himmel, schnappte sich mit den Krallen einen Fisch und flog mit ihm davon.
Fischadler | Balbuzard fluviatile | Osprey | Pandion haliaetus
Liebe Elke, obwohl wir oft mit dem Fahrrad in Brandenburg herumfahren, sahen wir noch keinen Fischadler.
Kann man sie hier auch im Winter finden oder wo überwintern sie eigentlich?
Tolle Fotos mal wieder!
Schön, dass du mich darauf ansprichst. Das interessiert vielleicht auch andere: Fischadler sind in der Tat relativ scheu, man sieht sie meistens aus der Ferne, wenn sie auf einem See „fischen“, also wenn sie herstürzen und wieder aufsteigen wie auf meinen Fotos. Oder man entdeckt einen der hohen Horste, die von Naturschützern aufgestellt werden. Zur Frage der Überwinterung habe ich kürzlich beim NABU Berlin (AG Greifvogelschutz) einen interessanten Vortrag von Bernd-Ulrich Meyburg gehört: Das Hauptüberwinterungsgebiet liegt in Westafrika. Dorthin fliegen die Altvögel Ende August, die Jungvögel etwas später – im September. Meist kommen sie Ende Februar oder anfang März zu uns zurück. Durch die Besenderung von Fischadlern haben Meyburg und seine Mitsreiter auch herausgefunden, dass einige der Greife nicht so weit fliegen. Sobald diese Daten publiziert sind, kann ich auch darüber berichten.